Das vermessene Selbst

„Miss alles, was sich messen lässt, und mach alles messbar, was sich nicht messen lässt“ – Selbstvermessung war mithilfe von technischen Geräten und Applikationen noch nie so einfach wie heute. Kein Wunder, dass das Stichwort daher in aller Munde ist: Blutdruck, Leseaktivität, Kalorien, Schritte, Schlaf, Stimmung und sportliche Aktivitäten lassen sich beispielsweise mühelos aufzeichnen. Das vermessene Selbst ist das Produkt all dieser Vermessungstätigkeiten.

Aber was ist unter einem vermessenen Selbst zu verstehen? Ganz einfach: Das Selbst zeichnet sich durch ein dauerhaftes Messen von körperlichen und geistigen Zuständen aus. Um diese kontinuierlich aufzeichnen zu können, ist Selbstdisziplin gefragt. Das Aufzeichnen der gemessenen Werte und die daraus resultierende Datengenerierung stellen weitere Merkmale des vermessenen Selbsts dar. Dieses nimmt zu sich selbst übrigens eine experimentelle Haltung bzw. eine wissenschaftliche Grundhaltung ein: Der eigene Körper wird zum Forschungsgegenstand, der aus der Beobachterperspektive betrachtet wird.

Optimierung und Verbesserung sind ebenfalls Charakterzüge des vermessenen Selbts, die sich im Immer-Besser-Werden-Wollen widerspiegeln. Und wie weit sind die anderen? Das vermessene Selbst vergleicht sich immerzu mit anderen Personen und deren Leistungen. Nicht zuletzt muss es sich dafür entscheiden, welche Werte es überhaupt vermessen will und auf welche Art und Weise diese generiert werden sollen: Diverse Smartphone-Apps, Smartwatches und andere Tracking-Geräte stellen das vermessene Selbst vor die Qual der Wahl.